„9. November 2010 – wir vergessen nicht uns zu erinnern“ von Georg Soanca-Pollak Ausstellungseröffnung: 8. November 2010, 18 Uhr Artothek, Rosental 16, München

Ausstellung „9. November 2010 – wir vergessen nicht, uns zu erinnern“

Im Rahmen der Gedenkveranstaltungen an das Novemberpogrom 1938 ist vom 8. bis 12. November in der Artothek, Bildersaal, Rosental 16 die dreiteilige Installation „9. November 2010 – wir vergessen nicht, uns zu erinnern“ des Künstlers Georg Soanca-Pollak zu sehen.

Unter dem Titel „Auseinandersetzung zwischen dem nicht Sichtbaren und dem Sichtbaren“ zeigt der Künstler fünf Fotos von dem 2005 eröffneten Berliner Holocaust Denkmal von Peter Eisenman. Es erinnert an die 6.000.000 jüdischen Opfer des Holocaust. Auf jedem Ausschnitt ist ein Stück Himmel zu sehen, der für den Künstler gleichsam ein Symbol, ein stummer Zeuge des begangenen Unrechts ist. Störende Details wie angrenzende Häuser oder Werbeausschnitte wurden mit schwarzer Tusche übermalt.

Eine Reihe von vier weiteren Fotos unter dem Titel „Auseinandersetzung zwischen Trauer und Freude“ zeigt die KZ-Gedenkstätte Dachau. In den zwölf Jahren seines Bestehens waren hier und in zahlreichen Außenlagern über 200.000 Menschen aus ganz Europa inhaftiert. 41.500 Menschen wurden ermordet. Für die Installation „Auseinandersetzung zwischen dem Nicht Fassbaren und dem Fassbaren“ ist in der Mitte des Raums ein Tisch aus grauen geöffneten Stülpschachteln, wie man sie zur Archivierung verwendet, aufgebaut. In einigen Schachteln liegen Portraits aus dem Gedenkbuch der ermordeten Münchner Juden. Es sind 4.596 Umschläge mit Biografien. Die Opfer bekommen ein Gesicht. Andere Schachteln enthalten graue DIN A4-Umschläge, auf denen „wir vergessen nicht uns zu erinnern“ aufgestempelt ist. Während der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten sind viele Briefe mit dem Vermerk „Adressat unbekannt“ zurück gekommen. Die Empfänger waren deportiert oder bereits gestorben. Die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung können sich einen Umschlag auswählen und stellvertretend für die Opfer, die Adressaten von damals, die Briefe mit nach Hause nehmen.

Georg Soanca-Pollak, geboren 1967 in Rumänien, setzt sich seit 1995 mit dem jüdischen Leben in Deutschland vor 1945 auseinander. Seine bekannteste Arbeit ist der „Gang der Erinnerung“ für die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern. Die Ausstellung „9. November 2010 wir vergessen nicht uns zu erinnern“ wird am Montag 8. November, 18 Uhr mit Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers und der Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland und der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern Dr. h.c. Charlotte Knobloch eröffnet. Prof. Dr. Michael Brenner vom Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur der Ludwig-Maximillians-Universität hält eine Einführung „Von der Kristallnacht zum Novemberpogrom: Der Wandel des Gedenkens an den 9. November 1938.

Anschließend führt Blanca Bernheimer ein Gespräch mit dem Künstler Georg Soanca-Pollak. Öffnungszeiten: 8. bis 13. November, Montag, Dienstag, Mittwoch, Freitag 14 Uhr bis 18 Uhr, Donnerstag 14 Uhr bis 19.30 Uhr, Samstag 9 Uhr bis 13 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Die Ausstellung findet im Rahmen der Veranstaltungen zum „Tag des Gedenkens an den 9. November 1938“ statt. Der „Tag des Gedenkens an den 9. November 1938“ wird veranstaltet von der Arbeitsgruppe „Gedenken an den 9. November 1938“, der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern sowie der Landeshauptstadt München, Kulturreferat und NS-Dokumentationszentrum München. Nähere Informationen zur Ausstellung: www.muenchen.de/artothek

Zum „Tag des Gedenkens“ unter www.ikg-muenchen.de

 

9. November 2010 wir vergessen nicht uns zu erinnern

Eine Installation von Georg Soanca-Pollak anlässlich des Gedenktags an das Novemberpogrom 1938.

An den Wänden des Ausstellungsraums hängen 9 Fotografien. Gerahmt haben sie eine Größe von 70 x 100 cm.

„Auseinandersetzung zwischen dem nicht Sichtbaren und dem Sichtbaren“

Fünf Fotos zeigen das Berliner Holocaust Denkmal von Peter Eisenman. Es erinnert an die 6.000.000 jüdischen Opfer des Holocaust. Der Ort, auf dem das Denkmal sich befindet ist kein „Originalschauplatz“ der Gräuel des Nationalsozialismus. Vielmehr ist das 2005 eingeweihte Denkmal, eine Vergegenständlichung der Erinnerung, ein künstlich geschaffener, öffentlicher Raum, der für jeden zugänglich ist. Diesen Ort des kollektiven Gedenkens hat Georg Soanca-Pollak aus einem sehr persönlichen Blickwinkel heraus fotografiert. Die Perspektiven sind richtungslos. Auf jedem Ausschnitt sieht man auch ein Stück Himmel. Er ist für den Künstler gleichsam ein Symbol, ein stummer Zeuge des begangenen Unrechts. Störende Details wie angrenzende Häuser oder Werbeausschnitte, die den persönlichen Blickwinkel des Gedenkens stören, hat der Künstler mit schwarzer Tusche übermalt.

„Auseinandersetzung zwischen Trauer und Freude“

Eine Reihe von vier weiteren Fotos zeigt die KZ-Gedenkstätte Dachau. Anders als beim Denkmal in Berlin handelt es sich hier um einen „Originalschauplatz“. Nur wenige Wochen nachdem Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt worden war, wurde in Dachau ein Konzentrationslager für politische Gefangene errichtet. Es diente als Modell für alle späteren Konzentrationslager und als „Schule der Gewalt” für die Männer der SS, unter deren Herrschaft es stand. In den zwölf Jahren seines Bestehens waren hier und in zahlreichen Außenlagern über 200.000 Menschen aus ganz Europa inhaftiert. 41.500 wurden ermordet. Auch für seine Fotografien der KZ-Gedenkstätte Dachau wählt der Künstler einen sehr persönlichen Fokus. Die einstigen Symbole der Macht treten durch die gewählte Perspektive zurück. Die stummen Zeugen der Gewalt sind ein Symbol für das Leid von 200.000 Individuen, die hier ihre Spuren hinterlassen haben. Auch bei diesen Fotografien komplettiert der Künstler den jeweiligen Ausschnitt durch Übermalung mit Tusche.

„Auseinandersetzung zwischen dem Nicht Fassbaren und dem Fassbaren“

Eingerahmt von den Orten des kollektiven Gedenkens hat Georg Soanca-Pollak in der Mitte des Raums einen 2,5 m langen, 1,20 m breiten und 1 m hohen Tisch aus grauen Stülpschachteln, wie man sie zur Archivierung verwendet, aufgebaut. Die oberste Schicht der Schachteln ist geöffnet. In einigen Schachteln liegen Portraits aus dem Gedenkbuch der ermoderten Münchner Juden. Die Opfer bekommen ein Gesicht. Andere Schachteln enthalten graue DIN A4-Umschläge. Sie tragen alle einen Stempel: „wir vergessen nicht uns zu erinnern“. Der Stempel hat die Form eines Adressfeldes. Während der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten sind viele Briefe mit dem Vermerk „Adressat unbekannt“ zurück gekommen. Die Empfänger waren deportiert oder bereits gestorben. Heute nehmen wir stellvertretend für die Opfer vn damals die Briefe entgegen. Jeder Umschlag enthält die Biografie eines Opfers. Die Biografien sind dem „Biografischen Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945“, herausgegeben vom Stadtarchiv München, entnommen. Die 4.596 Umschläge enthalten 4.596 Biografien. Jede Biografie ist nur einmal vorhanden. Die Besucher können sich einen Umschlag auswählen und mit nach Hause nehmen.