un_bestimmt wohin

die erste Deportation von Münchner Juden im November 1941

 

Eine Ausstellung von Georg Soanca-Pollak

in der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern

Alter Hof 2. 2. OG, München

 

Ausstellungsdauer: 11. – 25. November 2011

Eröffnung: 10. November 2011, 19 Uhr

 

Es spricht: Dr. Wolfgang Heubisch

Am 20. November 1941 wurden fast 1.000 jüdische Bürger Münchens -Männer, Frauen und Kinder- nach Kaunas (Litauen) deportiert und dort fünf Tage später von einem Erschießungs-kommando der Einsatzgruppe A ermordet. Annähernd 40 weitere Verschleppungsaktionen aus München folgten. Im Frühjahr 1945 war die einstmals siebgrößte jüdische Gemeinde Deutschlands durch Flucht und Vertreibung, Deportation und Mord ausgelöscht und zerstört.

Auszug aus dem Klappentext "....verzogen, unbekannt wohin",

herausgegeben vom Stadtarchiv München, erschienen im Pendo Verlag, München 2000

 

 

Am 20. November 1941 wurden die ersten jüdischen Bürgerinnen und Bürger aus München deportiert und wenige Tage später ermordet. 2011 jährt sich dieser Tag zum 70. Mal. Der Münchner Künstler Georg Soanca-Pollak erinnert mit seiner Ausstellung "un_bestimmt wohin" an das Schicksal jener Münchnerinnen und Münchner, die Opfer dieser ersten Deportation geworden sind.

 

Die Installation besteht aus einer Vielzahl schwarzer A4-Blätter, die in loser Folge auf die Ausstellungswand geheftet werden. Erst beim näheren Hinschauen nimmt der Betrachter Einzelheiten war. Hier den Ausschnitt eines Mundes, dort den Ausschnitt eines Augenpaares. Dazwischen finden sich überlieferte Zitate und Brieffragmente von Menschen, die im Winter 1941 deportiert worden sind.

 

Angelehnt an ein Zitat aus dem vom Stadtarchiv München herausgegebene Buch „verzogen, unbekannt wohin“, hat der Künstler Texte und Bildausschnitte schwarz auf schwarzem Papier gedruckt.

 

„Während wir demnach die zahlenmäßige Dimension der Deportationen aus München zumindest annäherungsweise rekonstruieren können, liegt das Schicksal eines Großteils der Verschleppten nach wie vor im dunklen.“

Andreas Heusler, „... verzogen, unbekannt wohin“, Pendo Verlag, München 2000

 

Um sie erkennen zu können, bedarf es der intensiven Betrachtung. Entnommen sind die Bilder dem „Biographischen Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945“, das ebenfalls vom Stadtarchiv München herausgegeben worden ist. Stellvertretend für das Schicksal dieser ersten 1.000 rückt der Künstler einzelne Personen in den Blickpunkt. Gleichsam ist die Momentaufnahme der Fotografie nur ein Bruchteil, ein winziges Stück aus dem Leben der Menschen, die dadurch für kurze Zeit ins Bewusstsein zurückkehren. Indem er nur Ausschnitte der Fotos zeigt, die noch dazu um ein Vielfaches im Verhältnis zum Original vergrößert sind, lenkt er die Sichtweise des Betrachters auf ihm wichtige Details. Lippen, die über das Unfassbare berichten können, Augen, die Unerträgliches gesehen haben. Jeder Einzelne ein Zeuge des 20. November 1941. Durch die überlebensgroße Vergrößerung entreißt Georg Soanca-Pollak das Schicksal des Einzelnen der Anonymität. Er gibt der individuellen Geschichte einzelner Opfer wieder ein Gesicht und ermöglicht so dem Betrachter eine sehr persönliche Begegnung mit der Vergangenheit.

 

 

Georg Soanca-Pollak

Geboren 1967 in Klausenburg, Rumänien.

Seit 1995 setzt er sich mit dem jüdischen Leben in Deutschland vor 1945 auseinander. Anhand von Fotos einzelner Personen betreibt er seit über 15 Jahren eine Art persönlicher Spurensicherung.

 

Seine bekannteste Arbeit ist der „Gang der Erinnerung“ für die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern. Anders als die jüdische Kultur, die vor allem mit Schrift als kulturellem Gedächtnis verbunden ist, ist es für Georg Soanca-Pollak das Bild, das die Erinnerung aufrecht hält. Statt abstrakter Informationen über den Völkermord möchte er über die Bilder den Verfolgten nahe kommen und an sie erinnern.